Leseproben

Der Wind streut mir Sand
Der Wind streut mir Sand in
die Augen ich wechsle meine
Meinung.

Geträumt
Gedichte
hängen
an
transparenten
Fäden
über den Wolken.

Erfassen
Wenn man sich erfassen liesse
von einer Idee von einem Hunger
nach Vogelruf und Buschwindrosen

Aus: Berge falten, Wolfbach Verlag, 2016.

 

Wila trägt eine Krawatte
Man kann ja nie wissen: Vielleicht lässt sie sich heute küssen!
Rot ist sie, die Krawatte, hell und aus Samt.

Wila hat ein Nest
Wila trägt weissgraue Federn auf dem Kopf.
Zu Frühjahrsbeginn fragt eine Amselfrau höflich, ob sie auf Wilas Kopf ein Nest bauen, Eier hineinlegen und ausbrüten dürfe. Wila hat zur Zeit nichts Besseres vor und erlaubt der Amsel, dies wie vorgeschlagen zu tun.

Wila und die Tablette
Eine Tablette wie ein wendiger Fisch. Sie schwimmt den Rachen hinunter, gelangt in die Gedärme, schwimmt an Ort und löst sich auf. Und mit ihrem Verschwinden, so verspricht der Beipackzettel, verschwinden auch die Kopfschmerzen.

Aus: Wila, Wolfbach Verlag, 2011. (erscheint im Herbst 2016 zweisprachig: französich und deutsch)

Jahr um Jahr
Ziehen Rapsfelder
um die Welt hügelauf hügelab
lecken dünne Erde

Spröd und erschöpft
nach den vielen Geburten
nach unendlichen Gezeiten
die sie über sich hinziehen liess

liegt sie da

Die Rapsfelder
schütteln ihre Farbe aus
in die Augen
der letzten Menschen

Aus: Aber die Häuser stehen noch, Littera Autoren Verlag, 2009

 


 

Lesung aus «Hungrige Tastatur»

Zur Lesung (online - mp3)